Ihr glaubt nicht was mir passiert ist. Ich hatte, wie gewöhnlich, meinen Jahresurlaub nach dem letzten Weihnachtsfest. Also bin ich ein bisschen durch die Weltgeschichte gereist, habe Freunde und Familie getroffen, die Füsse ins Meer gehalten und es mir ordentlich gut gehen lassen. Normaler Weise müsste ich nach Ostern so langsam aber sicher wieder mit meiner Arbeit am Nordpol in der Naturkosmetikabteilung anfangen aber dieses Jahr, als ich wieder kam, war dort einfach ein anderer leitender Weihnachtswichtel. Ihr könnt euch mein Entsetzen und meine Enttäuschung vorstellen. wutentbrannt bin ich also ins Oval-Office des Weihnachtsmannes spaziert und wollte eine Erklärung dafür haben. Ich bin ja immer noch von einem Versehen oder ,,Versteckte Kamera“ ausgegangen aber nein, ,,Mr. Grosser-Dicker-Bärtiger-Mann“ hat mich doch tatsächlich eines Besseren belehrt. Ich hätte all‘ die Jahre gute Dienste geleistet aber nun wäre es an der Zeit für frischen Wind. Frischer Wind? Haben die schon mal den Weihnachtsmann ersetzt, weil sie frischen Wind brauchten? Nein. Also, warum dann mich? Ich habe mich in den 235 Jahren meiner Dienstzeit mehr als aufgeopfert, habe Überstunden gemacht, bin mit verschniefter Nase in die Produktion, war immer der Erste und der Letzte und habe mit gutem Gewissen und voller Elan neue Wichtel angelernt. Und nun das?
Nun aber, zwei Wochen vor Weihnachten, ruft mich doch der Weihnachtsmann reumütig an. Er wäre zur Kontrolle in die Naturkosmetikabteilung gekommen und hat vor lauter Schreck seine Tasse heissen Kakao fallen lassen. Nichts. Einfach ein Hauch von Nichts. Gar nichts war fertig. Alles ging drunter und drüber. Glitzer flog durch die Luft, die Maschinen qualmten, Elfen schrien sich an, Töpfe mit Cremen kochten über und, und, und. Und der neue Wichtel? Versteckte sich peinlich berührt hinter den Gebindepaletten. Er hatte es einfach nicht im Griff und war sich zu fein dafür um Hilfe zu bitten. Der Weihnachtsmann flehte mich auf Knien an, ich konnte es durchs Telefon knacksen hören, doch bitte, bitte zurück zu kommen und die Geschenke zu retten. Ich liess ihn etwas zappeln, mit mir kann er so nicht mehr umgehen, aber schlussendlich liebe ich den Nordpol also habe ich zugesagt. Jetzt bin ich mal wieder schwer am schuften um alles wieder in saubere Bahnen zu lenken, sonst wäre Weihnachten beinahe verpennt worden. Allerdings werden der Weihnachtsmann und ich uns nach der Heiligen Nacht hinsetzen und über seinen Führungsstil reden und auch über meine Position im Unternehmen Nordpol. Ich muss schliesslich auch besser auf mich achten, man sieht ja, gedankt wird es einem nicht. Obwohl jetzt schon alle froh sind, dass ich wieder da bin. Ich freue mich auch. Ich arbeite mal lieber schnell weiter, zwei Wochen gehen echt schnell um.
Bis dahin passt auf euch auf, soll ja eigentlich eine besinnliche Zeit sein.
Euer Aquapresén-Weihnachtswichtel